Heilpflanzen

© Illustration: Maren Sigmund

Schöllkraut

Schöllkraut (Chelidonii herba)

Anwendung in der Frauenheilkunde

Schöllkraut, botanisch als Chelidonium majus bekannt, ist eine Pflanze, die traditionell in der europäischen Volksmedizin verwendet wird. Sie wird aufgrund ihrer markanten gelben Blüten und des gelben Milchsafts, der bei Bruch des Stängels austritt, leicht erkannt. Schöllkraut wird aufgrund seiner Inhaltsstoffe, insbesondere der Alkaloide wie Chelidonin, geschätzt, die verschiedene therapeutische Eigenschaften aufweisen.

Anwendungsmöglichkeiten in der Frauenheilkunde

Schöllkraut findet in der Frauenheilkunde Anwendung bei der Behandlung von:

  • Uterusmyome: Gutartige Tumore in der Gebärmutter, die oft zu starken Menstruationsblutungen, Schmerzen oder Druckgefühlen im Unterleib führen können. Schöllkraut wird aufgrund seiner krampflösenden Eigenschaften verwendet, um Symptome zu lindern.
  • Zervikale Dysplasie: Veränderungen im Gewebe des Gebärmutterhalses, die potenziell präkanzerös sind. Die Anwendung von Schöllkraut in diesem Bereich basiert auf seiner Fähigkeit, das Zellwachstum zu beeinflussen, obwohl die genaue Wirksamkeit und Sicherheit weiterhin Gegenstand von Studien sind.

Wichtige Wirkstoffe im Schöllkraut

  • Alkaloide (Chelidonin): Diese chemischen Verbindungen sind bekannt für ihre Fähigkeit, auf das Nervensystem einzuwirken und Muskelkrämpfe zu reduzieren, insbesondere in der glatten Muskulatur, die sich in den inneren Organen wie dem Uterus befindet.

Hauptwirkungen von Schöllkraut

  • Spasmolytisch auf glatte Muskulatur: Schöllkraut wirkt entspannend auf die glatte Muskulatur, was zur Linderung von Krämpfen und Schmerzen beitragen kann, besonders nützlich bei Uterusmyomen und zervikaler Dysplasie.

Wichtige monografische Indikationen

  • HMPC (Herbal Medicinal Products Committee): Empfiehlt Schöllkraut für die symptomatische Behandlung von leichten bis mittleren Krämpfen des oberen Gastrointestinaltrakts, was die Verdauung betrifft.
  • WHO und Kommission E: Bestätigen die Anwendungen gemäß HMPC und unterstützen den Einsatz von Schöllkraut zur Krampflösung in spezifischen Bereichen.

Dosierung und Zubereitung

Die empfohlene mittlere Tagesdosis von Schöllkraut beträgt bis zu 2,5 mg Chelidonin. Bei langfristiger Anwendung sollte alle 4 Wochen eine Kontrolle der Transaminasen (Leberenzyme) durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass keine Leberschäden entstehen.

Kontraindikationen und Nebenwirkungen

  • Kontraindikationen: Schöllkraut sollte nicht verwendet werden bei bekannten Vorerkrankungen der Leber, während der Schwangerschaft oder bei Gallensteinleiden.
  • Nebenwirkungen: Selten kann es zu Leberschädigungen, einem Anstieg des Bilirubins (ein Gallenfarbstoff) und Ikterus (Gelbsucht) kommen.

Fazit

Schöllkraut ist ein traditionelles Heilkraut mit spezifischen Anwendungen in der Frauenheilkunde, besonders bei Uterusmyomen und zervikaler Dysplasie. Seine spasmolytische Wirkung auf die glatte Muskulatur kann zur Linderung von Schmerzen und Krämpfen beitragen. Aufgrund seiner potenziellen Risiken, insbesondere in Bezug auf die Leber, sollte die Anwendung von Schöllkraut jedoch unter strenger medizinischer Aufsicht erfolgen, und es sind regelmäßige Gesundheitskontrollen erforderlich, um sicherzustellen, dass keine unerwünschten Nebenwirkungen auftreten.

Wussten Sie das?

Seit 2008 ist Schöllkraut nur noch in bestimmten Dosierungen zugelassen, das war das Resultat eines Stufenplanverfahrens.

Ein Stufenplanverfahren ist ein regulatives Instrument im Bereich der Arzneimittelüberwachung, das vor allem in Deutschland zur Anwendung kommt. Es dient dazu, die Sicherheit von Arzneimitteln zu gewährleisten, indem auf mögliche Risiken schnell und strukturiert reagiert wird. Dieses Verfahren kann aktiviert werden, wenn Bedenken bezüglich der Sicherheit eines Medikaments aufkommen, sei es durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse oder durch Berichte über Nebenwirkungen nach der Markteinführung des Medikaments.

Schritt 1: Identifikation eines Risikos

  • Nehmen wir an, es gibt vermehrte Berichte über Leberschäden bei Patienten, die ein Schöllkraut-haltiges Arzneimittel verwenden. Diese Berichte könnten von Ärzten, Apothekern oder direkt von den Patienten kommen und würden von den Gesundheitsbehörden wie dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erfasst und analysiert.

Schritt 2: Risikobewertung

  • Die Behörden würden eine gründliche Untersuchung dieser Berichte initiieren, um zu bestimmen, ob ein kausaler Zusammenhang zwischen dem Arzneimittel und den beobachteten Leberschäden besteht. Dazu gehören wissenschaftliche Bewertungen und eventuell die Konsultation von Experten.

Schritt 3: Maßnahmenplanung

  • Wenn ein Zusammenhang als wahrscheinlich angesehen wird, erstellt das BfArM einen Stufenplan, den sogenannten „Stufenplan“. Dieser Plan definiert spezifische Maßnahmen, die ergriffen werden sollen, um das Risiko für die Patienten zu minimieren. Die Maßnahmen können reichen von Warnhinweisen über die Änderung der Dosierungsempfehlungen bis hin zur Marktrücknahme des Produkts.

Schritt 4: Umsetzung der Maßnahmen

  • Die festgelegten Maßnahmen werden umgesetzt. Dies könnte beispielsweise bedeuten, dass das BfArM eine öffentliche Warnung herausgibt, die Verpackung des Arzneimittels mit deutlichen Warnhinweisen versieht oder in schweren Fällen das Arzneimittel vom Markt nimmt.

Schritt 5: Überwachung und Reevaluation

  • Nach der Implementierung der Maßnahmen überwachen die Behörden die Situation weiterhin. Dies schließt die Überprüfung neuer Daten und Berichte ein, um sicherzustellen, dass die ergriffenen Maßnahmen effektiv sind. Falls nötig, werden weitere Anpassungen vorgenommen

Bitte beachten Sie, dass es sich bei den Ausführungen um allgemeine Informationen handelt und nicht um eine Anleitung zur Selbstbehandlung. Bei Beschwerden konsultieren Sie bitte das Fachpersonal Ihres Vertrauens

Anwendungsgebiete von Schöllkraut