Heilpflanzen

© Illustration: Maren Sigmund

Beifuß

Anwendungsmöglichkeiten in der Frauenheilkunde

Beifußkraut, bekannt für seine krampflösenden Eigenschaften, wird traditionell in der Frauenheilkunde eingesetzt. Insbesondere bei der Behandlung von Amenorrhö, also dem Ausbleiben der Menstruation, findet Beifuß Anwendung. Die Pflanze wird dafür genutzt, um Menstruationskrämpfe zu lindern und den Menstruationszyklus zu regulieren.

Wichtige Wirkstoffe

Die heilende Wirkung des Beifußkrauts ist hauptsächlich auf zwei Arten von Inhaltsstoffen zurückzuführen:

  • Sesquiterpenlactone: Diese chemischen Verbindungen sind bekannt für ihre entzündungshemmenden und krampflösenden Eigenschaften.[1]
  • Ätherische Öle: Die wichtigsten ätherischen Öle im Beifuß sind Thujon und Cineol. Thujon kann krampflösend wirken, während Cineol oft für seine antibakteriellen und entzündungshemmenden Effekte geschätzt wird.

Hauptwirkungen

Die Hauptwirkung von Beifußkraut ist die Linderung von Krämpfen. Es wird vor allem verwendet, um Menstruationskrämpfe zu behandeln und allgemeine muskuläre Spannungen zu reduzieren.[2]

Wichtige monografische Indikationen

  • HMPC (Herbal Medicinal Products Committee): Für Beifußkraut liegen keine spezifischen Empfehlungen vor.
  • WHO (Weltgesundheitsorganisation): Auch die WHO führt keine spezifischen Empfehlungen für Beifußkraut auf.
  • Kommission E: Die Kommission E hat eine Negativmonografie für Beifußkraut herausgegeben, was bedeutet, dass sie die Wirksamkeit der Pflanze als nicht ausreichend belegt ansieht. Sie warnt vor allergischen Reaktionen und potenziell abortiven (abtreibenden) Wirkungen.

Dosierung/Zubereitung

Beifußkraut kann auf verschiedene Weisen verwendet werden:

  • Als Teeaufguss: Üblicherweise werden 0,5 bis 2 Gramm des getrockneten Krauts verwendet, um einen Tee zu bereiten, der maximal dreimal täglich getrunken werden sollte.
  • Räucherungen: Beifuß kann auch für Räucherungen verwendet werden, die zur Entspannung beitragen können.

Kontraindikationen

Aufgrund seiner starken Wirkstoffe, insbesondere des Thujons, sollte Beifußkraut nicht während der Schwangerschaft und Stillzeit verwendet werden, da es zu Komplikationen führen kann.

Nebenwirkungen

Beifußkraut kann allergische Reaktionen auslösen, insbesondere vom Spättyp, die sich erst einige Tage nach dem Kontakt manifestieren.

Interaktionen

Bislang sind keine spezifischen Wechselwirkungen von Beifußkraut mit Medikamenten beschrieben. Dennoch ist bei der Kombination mit anderen krampflösenden oder hormonell wirksamen Medikamenten Vorsicht geboten.

FAZIT

Obwohl Beifußkraut in der traditionellen Medizin für seine krampflösenden Eigenschaften bekannt ist, sind die wissenschaftlichen Beweise für seine Wirksamkeit begrenzt und es gibt ernsthafte Bedenken hinsichtlich seiner Sicherheit. Personen, die Beifußkraut verwenden möchten, sollten dies mit Vorsicht tun und sich bewusst sein, dass es starke Reaktionen hervorrufen kann. Es ist immer ratsam, vor der Anwendung von Heilkräutern wie Beifußkraut einen qualifizierten Gesundheitsdienstleister zu konsultieren.

Wussten Sie das? Spannende Fakten und historische Verwendung von Beifuß

Vielseitige Artemisia-Arten

Beifuß, botanisch als Teil der Artemisia-Familie bekannt, die auch Pflanzen wie Eberraute, Estragon und Qin Hao umfasst, spielt eine wichtige Rolle sowohl in der modernen Phytopharmazie als auch in der traditionellen Medizin. Diese Pflanzenart ist für ihre vielfältigen therapeutischen Anwendungen bekannt, die in verschiedenen geografischen Regionen unabhängig voneinander entdeckt wurden.

Historische und kulturelle Bedeutung von Beifuß

In vielen Kulturen wurde Beifuß traditionell verwendet, um Verdauungsstörungen wie Appetitlosigkeit und Gelbsucht zu behandeln, und galt auch als effektives Mittel gegen Wurmbefall. Über seine verdauungsfördernde Wirkung hinaus wurde Beifuß auch zur Anregung der Körpersäfte und zur Behandlung von Fieber eingesetzt. Besonders interessant ist die Verwendung von Beifuß zur Förderung des Menstruationsflusses, was auf seine stimulierende Wirkung auf den Uterus hinweist.

Beifuß in Riten und Räucherungen

Historisch gesehen hatte Beifuß auch eine signifikante Rolle in verschiedenen Riten und Räucherzeremonien. Zum Beispiel wurde Beifuß traditionell während der Sommersonnenwende, auch bekannt als Mittsommer, verwendet. Während dieses Festes wurden sogenannte „Midsommergürtel“ aus Beifuß gefertigt, die als Schutzamulette gegen böse Geister und Krankheiten dienten. Darüber hinaus wurde Beifuß in Räucherungen eingesetzt, um Räume zu reinigen und zu segnen, was seine spirituelle Bedeutung in vielen Kulturen unterstreicht.

Der Fall von Beifuß: Von Heilpflanze zu Küchenkraut

Trotz seiner vielfältigen und mächtigen Heileigenschaften wurde Beifuß im Laufe der Zeit in einigen Kulturen geächtet, insbesondere wegen seines abortiven Potentials, also der Fähigkeit, Fehlgeburten auszulösen. Diese Eigenschaft führte dazu, dass Beifuß in manchen Gesellschaften als gefährlich betrachtet und sein Gebrauch eingeschränkt oder sogar verboten wurde. Infolgedessen wurde Beifuß in vielen Regionen zu einem einfachen Küchenkraut degradiert, wobei seine potenten medizinischen Anwendungen oft in Vergessenheit gerieten oder bewusst ignoriert wurden.

Moderne Betrachtung und Vorsichtsmaßnahmen

Heute erlebt Beifuß eine Art Renaissance in der Kräutermedizin, wobei seine Anwendung allerdings mit Vorsicht genossen wird, insbesondere bei schwangeren Frauen wegen des Risikos von Komplikationen. Die moderne Wissenschaft beginnt, einige der traditionellen Anwendungen von Beifuß zu validieren, doch es ist wichtig, dass seine Anwendung unter Aufsicht von Fachleuten erfolgt, um potenzielle Risiken zu minimieren.

Beifuß bleibt eine faszinierende Pflanze in der Welt der Phytotherapie und traditionellen Medizin, reich an Geschichte und mit einer Vielfalt an Anwendungen, die sowohl heilend als auch spirituell sind. Seine Geschichte von der verehrten Heilpflanze zum alltäglichen Küchenkraut und wieder zurück zeigt die Komplexität und die dynamische Natur der menschlichen Beziehung zu Heilpflanzen.

 

Bitte beachten Sie, dass es sich bei den Ausführungen um allgemeine Informationen handelt und nicht um eine Anleitung zur Selbstbehandlung. Bei Beschwerden konsultieren Sie bitte das Fachpersonal Ihres Vertrauens.

[1] Szopa A, Pajor J, Klin P, Rzepiela A, Elansary HO, Al-Mana FA, Mattar MA, Ekiert H. Artemisia absinthium L.-Importance in the History of Medicine, the Latest Advances in Phytochemistry and Therapeutical, Cosmetological and Culinary Uses. Plants (Basel). 2020 Aug 19;9(9):1063. doi: 10.3390/plants9091063. PMID: 32825178; PMCID: PMC7570121.

[2]Ekiert H, Pajor J, Klin P, Rzepiela A, Ślesak H, Szopa A. Significance of Artemisia Vulgaris L. (Common Mugwort) in the History of Medicine and Its Possible Contemporary Applications Substantiated by Phytochemical and Pharmacological Studies. Molecules. 2020 Sep 25;25(19):4415. doi: 10.3390/molecules25194415. PMID: 32992959; PMCID: PMC7583039.

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