Heilpflanzen

© Illustration: Maren Sigmund

Angelika

Angelika (Angelica archangelica)

Anwendungsmöglichkeiten in der Frauenheilkunde

Engelwurz, auch bekannt als Angelika, wird traditionell in der Frauenheilkunde bei einer Reihe von Beschwerden eingesetzt:

Wichtige Wirkstoffe

  • Engelwurz ist eine Pflanze, die für ihre heilenden Eigenschaften bekannt ist, und diese sind vor allem auf drei wichtige Arten von Inhaltsstoffen zurückzuführen: Furanocumarine, ätherische Öle und Bitterstoffe. Lassen Sie uns diese Bestandteile etwas genauer betrachten und verständlich erklären:
    1. Furanocumarine: Diese chemischen Verbindungen spielen eine wichtige Rolle in der medizinischen Wirkung der Engelwurz. Furanocumarine können dazu beitragen, bestimmte Körperprozesse zu regulieren, die mit Hauterkrankungen und der Reaktion des Immunsystems zusammenhängen. Allerdings sollten sie mit Vorsicht genossen werden, da sie die Haut empfindlicher gegenüber Sonnenlicht machen können, was zu schnellerem Sonnenbrand führen kann.
    2. Ätherische Öle: Diese Öle sind dafür verantwortlich, dass die Engelwurz stark duftet. Ätherische Öle haben eine Vielzahl von Wirkungen; sie können entspannend, krampflösend (krampflindernd) und allgemein beruhigend sein. Sie sind ein Hauptgrund dafür, dass Engelwurz oft in Entspannungs- und Beruhigungstherapien verwendet wird.
    3. Bitterstoffe: Diese Stoffe geben der Engelwurz ihren charakteristischen bitteren Geschmack. Bitterstoffe können die Verdauung anregen und verbessern, indem sie die Produktion von Verdauungssäften im Magen fördern. Dies kann bei Verdauungsbeschwerden wie Blähungen oder Völlegefühl hilfreich sein.

Hauptwirkungen

  • Spasmolytisch (krampflösend)[2]
  • Cholagog (fördernd auf die Gallesekretion)

Wichtige monografische Indikationen

  • ESCOP: Die Europäische Wissenschaftliche Kooperative für Phytotherapie empfiehlt die Engelwurz bei dyspeptischen Beschwerden, gastrointestinalen Spasmen, Flatulenz, Völlegefühl und Appetitlosigkeit.
  • Kommission E: Bestätigt die krampflösenden und cholagogen Eigenschaften sowie die Förderung der Magensaft- und Gallensekretion.

Dosierung/Zubereitung

  • Für gynäkologische Indikationen sind spezifische Dosierungsempfehlungen nicht festgelegt, jedoch kann eine Anlehnung an die Dosierung bei dyspeptischen Beschwerden erfolgen: 4,5 g der Droge bzw. 1,5–3 g des Fluidextrakts der zerkleinerten Droge täglich.

Kontraindikationen

  • Schwangerschaft und Stillzeit: Aufgrund des Gehalts an Furanocumarinen und des potenziellen abortiven Potenzials sollte Engelwurz vermieden werden.

Nebenwirkungen

  • Erhöhte Fotosensibilisierung: Aufgrund der Furanocumarine kann es zu einer gesteigerten Empfindlichkeit der Haut gegenüber Sonnenlicht kommen.

Wussten Sie das?

Himmlische Ursprünge: Der Name „Engelwurz“

Der Name „Engelwurz“ mag mystisch klingen und hat tatsächlich eine himmlische Herkunft, die jedoch nicht mit den oft vermuteten „Engelmacherinnen“ zusammenhängt. Vielmehr wird erzählt, dass ein Erzengel während der dunklen Zeiten der Pestepidemien im Mittelalter den Menschen diese heilsame Pflanze offenbarte. Die Überlieferung besagt, dass der Erzengel die Engelwurz als ein göttliches Mittel zur Linderung der Pest empfahl. Diese tief verwurzelte Verbindung mit dem Göttlichen gibt der Pflanze ihren Namen und unterstreicht ihre Bedeutung als Heilkraut in Zeiten der Not.

Signaturenlehre: Ein Symbol der Fruchtbarkeit

Innerhalb der faszinierenden Signaturenlehre, die davon ausgeht, dass die Form einer Pflanze Hinweise auf ihre heilenden Eigenschaften gibt, wird die Engelwurz aufgrund ihrer üppigen und zahlreichen Fruchtstände mit Fruchtbarkeit assoziiert. Traditionell wurde sie zur Steigerung der Fruchtbarkeit bei beiden Geschlechtern eingesetzt. Ihre Verwendung reicht von der Steigerung der männlichen Potenz bis hin zur Unterstützung weiblicher Reproduktionsgesundheit, was sie zu einem vielseitigen und geschätzten Heilmittel in der traditionellen Medizin macht.

Medizinische Eigenschaften: Wärme und Heilung

Engelwurz ist bekannt für ihre wärmenden Eigenschaften, besonders im Bereich des Unterleibs. Diese Wärme kann besonders vorteilhaft bei der Behandlung von Dysmenorrhö, also schmerzhaften Menstruationen, sein. Ihre spasmolytischen (krampflösenden) Effekte machen sie ebenfalls zu einer wertvollen Heilpflanze bei der Behandlung und Unterstützung von Frauen mit Ovarialzysten. Die Fähigkeit der Engelwurz, Wärme zu erzeugen und gleichzeitig Krämpfe zu lindern, macht sie zu einem bevorzugten Mittel in der Frauenheilkunde.

Kulturelle und historische Bedeutung

Über die Jahrhunderte hinweg wurde Engelwurz nicht nur medizinisch, sondern auch kulturell hochgeschätzt. In der europäischen Volksmedizin wurde sie oft in Schutzamuletten verwendet oder bei Ritualen eingesetzt, um böse Geister abzuwehren und den allgemeinen Schutz zu fördern. Ihre robuste Natur und die Fähigkeit, in rauen Umgebungen zu gedeihen, symbolisierten Stärke und Widerstandsfähigkeit gegenüber den Widrigkeiten des Lebens.

Nachhaltige Nutzung: Ein Blick auf den Umweltschutz

Aufgrund ihrer historischen und medizinischen Bedeutung ist es wichtig, dass Engelwurz nachhaltig genutzt und geerntet wird. Übermäßige Ernte und kommerzielle Ausbeutung könnten die wilden Bestände dieser wertvollen Pflanze gefährden. Umweltschützer und Heilpraktiker arbeiten daher zusammen, um nachhaltige Praktiken zu fördern, die sowohl die Pflanze als auch die traditionellen Wissenssysteme, die ihre Nutzung stützen, bewahren.

Engelwurz ist also nicht nur ein Mittel zur Linderung körperlicher Beschwerden, sondern auch ein tiefgreifendes Symbol für Schutz, Heilung und spirituelle Bedeutung, das in vielen Kulturen und über Generationen hinweg geschätzt wird. Ihre Nutzung sollte stets mit Respekt und Bewusstsein für ihre Geschichte und ihre ökologischen Auswirkungen erfolgen.

Bitte beachten Sie, dass es sich bei den Ausführungen um allgemeine Informationen handelt und nicht um eine Anleitung zur Selbstbehandlung. Bei Beschwerden konsultieren Sie bitte das Fachpersonal Ihres Vertrauens.

[1] Kumar D, Bhat ZA, Kumar V, Shah MY. Coumarins from Angelica archangelica Linn. and their effects on anxiety-like behavior. Prog Neuropsychopharmacol Biol Psychiatry. 2013 Jan 10;40:180-6. doi: 10.1016/j.pnpbp.2012.08.004. Epub 2012 Aug 29. PMID: 22960104.

[2] Siatka T, Kasparová M. Effects of auxins on growth and scopoletin accumulation in cell suspension cultures of Angelica archangelica L. Ceska Slov Farm. 2008 Jan;57(1):17-20. PMID: 18383919.

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