Heilpflanzen

© Illustration: Maren Sigmund

Schafgarbe

Schafgarbe (Achillea millefolium)

Ein vielseitiges Heilkraut in der Frauenheilkunde

Schafgarbe, wissenschaftlich als Millefolii herba (das Kraut) oder Millefolii flos (die Blüte) bekannt, ist eine Pflanze aus der Familie der Korbblütler, die aufgrund ihrer vielfältigen medizinischen Eigenschaften geschätzt wird. Schafgarbe ist in Europa weit verbreitet und wird traditionell sowohl in der Volksmedizin als auch in der modernen Phytotherapie genutzt.

Anwendungsmöglichkeiten in der Frauenheilkunde

Die Schafgarbe wird für eine Reihe von Beschwerden im Bereich der Frauenheilkunde eingesetzt:

  • Vulvitis/Kolpitis (Vaginalentzündungen, lokale Anwendung): Diese Entzündungen der Vulva bzw. der Vagina können mit Schafgarbenextrakten behandelt werden, die aufgrund ihrer antibakteriellen und adstringierenden (zusammenziehenden) Wirkung helfen, die Symptome zu lindern.
  • Dysmenorrhö (Menstruationsschmerzen): Schafgarbe ist bekannt für ihre krampflösende Wirkung, die bei schmerzhaften Menstruationen sehr hilfreich sein kann.
  • Hämorrhoiden: Die adstringierenden Eigenschaften der Schafgarbe können auch bei der Behandlung von Hämorrhoiden nützlich sein, indem sie die Schwellung und das Bluten reduzieren.
  • Uterusmyome: Diese gutartigen Tumore im Bereich der Gebärmutter können Symptome wie Blutungsstörungen verursachen. Schafgarbe wird zur Linderung dieser Symptome eingesetzt.
  • Schmierblutungen in der Frühschwangerschaft: Obwohl Schafgarbe hierfür nicht offiziell empfohlen wird, nutzen einige Frauen sie unter Aufsicht eines Facharztes zur Milderung dieser Symptome.

Wichtige Wirkstoffe in Schafgarbe

  • Ätherisches Öl und Monoterpene (β-Pinen und Campher): Diese Stoffe sind für die antimikrobiellen und spasmolytischen (krampflösenden) Effekte der Schafgarbe verantwortlich.
  • Sesquiterpene (Caryophyllen) und Azulen: Diese Komponenten tragen zur entzündungshemmenden Wirkung der Pflanze bei.
  • Flavonoide (Rutin) und Bitterstoffe: Flavonoide sind Antioxidantien, die zur Gesunderhaltung der Zellen beitragen, während Bitterstoffe die Verdauung fördern können.

Hauptwirkungen von Schafgarbe

  • Choleretisch: Fördert die Produktion von Gallenflüssigkeit, was die Verdauung unterstützt.
  • Antibakteriell: Wirkt gegen Bakterien, was bei Infektionen der Vulva oder Vagina hilfreich ist.
  • Adstringierend: Die zusammenziehende Wirkung hilft bei der Heilung von Wunden und reduziert Schwellungen bei Hämorrhoiden.
  • Spasmolytisch: Löst Krämpfe, insbesondere im Magen-Darm-Trakt und im weiblichen Reproduktionssystem.

Wichtige monografische Indikationen

  • HMPC: Empfiehlt Schafgarbe bei Appetitlosigkeit, dyspeptischen Beschwerden und für die Blutstillung bei oberflächlichen Wunden, sowie bei Dysmenorrhö.
  • Kommission E: Bestätigt die Anwendung bei Appetitlosigkeit und dyspeptischen Beschwerden sowie bei Pelvipathia vegetativa (eine Art von Beckenbodenstörung).

Dosierung und Zubereitung

Empfohlen wird die Einnahme von etwa 4,5 g der getrockneten Pflanze pro Tag, meist in Form von Tee. Allerdings kann der Tee sehr bitter sein, weshalb auch Fertigarzneimittel wie Tabletten oder Kapseln als Alternative angeboten werden.

Kontraindikationen und Nebenwirkungen

  • Kontraindikationen: Menschen, die allergisch auf Korbblütler reagieren, sollten Schafgarbe meiden.
  • Nebenwirkungen: Es sind keine spezifischen Nebenwirkungen bekannt, was die Verwendung von Schafgarbe als relativ sicher erscheinen lässt.

Fazit

Schafgarbe ist ein vielseitiges und wirkungsvolles Heilkraut in der Frauenheilkunde, das zur Linderung einer Vielzahl von Beschwerden eingesetzt wird. Seine natürlichen Inhaltsstoffe bieten Lösungen von entzündungshemmenden bis zu schmerzlindernden Effekten. Wie bei jedem Heilmittel ist jedoch Vorsicht geboten, besonders bei bekannten Allergien oder spezifischen gesundheitlichen Bedingungen

Wussten Sie das?

Die Schafgarbe, auch bekannt als Achillea millefolium, ist ein Kraut, das in der Volksmedizin eine lange Tradition hat und oft als „Bauchwehkraut“ bezeichnet wird. Diese Bezeichnung verweist auf seine verbreitete Nutzung zur Linderung von Bauchschmerzen und anderen Verdauungsbeschwerden. Doch die Anwendungsbereiche von Schafgarbe gehen weit darüber hinaus.

Die Kommission E, ein ehemaliges Expertengremium in Deutschland, das sich mit der Bewertung von Heilpflanzen und pflanzlichen Produkten befasste, hat die Schafgarbe für die Behandlung von Pelvipathia vegetativa als positiv bewertet. Doch was genau bedeutet das?

Pelvipathia vegetativa, oft auch als vegetatives Pelvisyndrom bezeichnet, umfasst eine Reihe von chronischen Beschwerden im Beckenbereich, die nicht durch organische, also körperlich fassbare, Ursachen erklärt werden können. Dazu zählen Symptome wie Schmerzen im Unterleib, Verdauungsprobleme und Menstruationsbeschwerden, die häufig das allgemeine Wohlbefinden beeinträchtigen.

Interessanterweise könnte Schafgarbe auch bei der Behandlung von Endometriose eine Rolle spielen, eine Erkrankung, bei der Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter wächst. Diese Vermutung liegt nahe, da viele Symptome der Pelvipathia vegetativa denen der Endometriose ähneln. Endometriose ist oft mit starken Schmerzen und Menstruationsbeschwerden verbunden, ähnlich den Indikationen, für die Schafgarbe traditionell verwendet wird.

Die Diagnose von Pelvipathia vegetativa vor mehr als 30 Jahren war möglicherweise nicht ausreichend differenziert, um Endometriose eindeutig zu identifizieren oder auszuschließen, da die diagnostischen Methoden damals noch nicht so fortgeschritten waren wie heute. Eine intensivere Diagnostik hätte möglicherweise zu einer klaren Zuordnung der Symptome zu Endometriose führen können, wodurch auch die spezifische Wirksamkeit von Schafgarbe bei dieser Erkrankung hätte untersucht werden können.

Bitte beachten Sie, dass es sich bei den Ausführungen um allgemeine Informationen handelt und nicht um eine Anleitung zur Selbstbehandlung. Bei Beschwerden konsultieren Sie bitte das Fachpersonal Ihres Vertrauens

Anwendungsgebiete von Schafgarbe